aktBuerg

Aktive Bürger =
Starke Kommunen

In den letzten Jahren ist in Hessen ein beispielhaftes Netz von bürgerschaftlichen Initiativen entstanden. In Zeiten immer knapper werdender öffentlicher Haushaltsmittel haben die Bürgerinnen und Bürger die Notwendigkeit erkannt, in ihrer Kommune selbst "mit anzupacken".
In Hessen sind rund 2 Millionen Menschen ehrenamtlich tätig. Neben der freiwilligen Feuerwehr engagieren sich die Bürgerinnen und Bürger in Vereinen und Organisationen im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich. Viele Menschen wollen sich allerdings nicht mehr in fest gefügten Strukturen engagieren. Sie wollen vielmehr punktuell und auf Zeit mitarbeiten.
Der Hessische Städte- und Gemeindebund möchte das in den Mitgliedskommunen bereits vorhandene bürgerschaftliche Engagement bekannt machen und den Anstoß, aber auch Unterstützung geben, dass in möglichst vielen Gemeinden und Städten der freiwillige Einsatz der Bürger gefördert wird.

Aktive Bürger

Friedberg: Begleitung am Lebensende

Im Mittelpunkt der Hospizarbeit steht der schwerstkranke und sterbende Mensch mit seinen Wünschen und Bedürfnissen. Die meisten Menschen wünschen sich bis zum Lebensende zu Hause oder im vertrauten Umfeld bleiben zu können. Dies zu ermöglichen, ist eine der wesentlichen Aufgaben der ehrenamtlichen ambulanten Hospizdienste.

Hospiz - Gruppenfoto auf Bühne

In den letzten Jahren hat sich ein Netz von ehrenamtlichen und ambulanten Hospizdiensten in hessischen Kommunen ausgebreitet. Die Hospizhilfe Wetterau e.V. in Friedberg setzt einen besonderen Akzent, denn sie hat einen Gemeindenahen Hospizplatz verwirklicht.

Vor 20 Jahren hat sich in Friedberg ein Kreis von aktiven Bürgerinnen und Bürgern gebildet, die eine Hospizhilfe für Stadt und Kreis aufbauen wollten. Sie gründeten einen Verein für ehrenamtliche und ambulante Hospizarbeit. Den Akteuren war bewusst, dass die Begleitung von Sterbenden ein sehr anspruchsvolles Engagement ist. Es braucht Menschen, die die Fähigkeit mitbringen, einfach da zu sein, zu zuhören, Schweigen auszuhalten und Zeit zu schenken. Um das psychologische und menschliche Rüstzeug für diese anspruchsvolle Tätigkeit zu bekommen, machen Hospizhelferinnen und Hospizhelfer eine entsprechende Ausbildung. Auch nach dem Tod eines Menschen kümmern sich die Hospizdienste um die Angehörigen und Nahestehende.

Durch ihre ehrenamtliche Arbeit leisten die Hospizhelferinnen und Helfer nicht nur einen unverzichtbaren Beitrag in der Begleitung der Betroffenen, sondern sie tragen dazu wesentlich bei, dass sich in unserer Gesellschaft ein Wandel im Umgang mit Themen wie Krankheit und Tod vollzieht.

Die Motivation für diesen besonderen Einsatz ist vielfältig:

Hospizhelferinnen und -helfer, die selbst im eigenen Umfeld einen Trauerfall erlebt haben, wollen Betroffenen und Angehörigen am Lebensende beistehen. Andere handeln aus einer sozialen und humanitären Haltung heraus und wollen ihrer Gemeinde Zeit und Engagement schenken.

Die Hospizhilfe finanziert seine Arbeit durch Spenden und Beiträge der Krankenkasse (Bezuschussung der Personal- und Sachkosten). So konnte 2006 eine professionelle Koordinatorin für den Verein eingestellt werden, und mit dem Projekt des gemeindenahen Hospizes wurde eine zweite Stelle geschaffen.

In einem Familienhaus in einem Friedberger Wohnquartier hat sich der Verein eingemietet und das Gebäude zu einem Treffpunkt für ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aufgebaut. Im Jahr 2017 reifte die Idee, einen Platz für einen Sterbenden zu schaffen. Die Hospizhilfe Wetterau hat sich in anderen Kommunen in Deutschland umgesehen, bevor sie das ambitionierte Projekt eines gemeindenahen Hospizplatzes gestartet hat.

Durch den Umbau ihrer Räumlichkeiten in Friedberg wurde ein ansprechendes Zimmer „für die letzten Meter“ des Lebens eingerichtet. Für Angehörige bestehen zudem in dem Gebäude Übernachtungsmöglichkeiten.

Die Grundidee des Hospizplatzes ist es, dass es manchmal nicht möglich ist im eigenen zu Hause oder in der Wohnung von Angehörigen zu sterben. Wie gute Nachbarn, die Platz, Zeit, Kraft und Kenntnisse haben, versorgen die ehrenamtlichen Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter den Gast in der Regel gemeinsam mit den Angehörigen. Ein Team vom Palliativfachkräften, Hausarzt, Pflegedienst und Ehrenamtlichen gewährleisten die Betreuung. Aus dem großen Team der Hospizhelfer/innen haben sich Freiwillige weitergebildet, um die Begleitung der Sterbenden im Haus „rund um die Uhr“ übernehmen zu können.

Wie gelingt es für eine solche anspruchsvolle Tätigkeit Menschen zu gewinnen? Der Friedberger Verein legt viel Wert auf Öffentlichkeitsarbeit, auch um das Anliegen der Hospizhilfe in Stadt und Kreis bekannter zu machen. Mit Projektwoche „Hospiz macht Schule“ in Friedberger Schulen macht die Hospizhilfe deutlich, dass Kinder sehr viel freier und selbstverständlicher mit den Themen „Abschied, Tod und Trauer“ umgehen, als Erwachsene es mitunter befürchten und ihnen zutrauen.

Ein weiteres Angebot sind sogenannte Letzte-Hilfe-Kurse. In Anlehnung an die Erste-Hilfe-Kurse bietet die Hospizhilfe ein Seminar an, bei dem interessierte Bürgerinnen und Bürger lernen, was sie für die ihnen Nahestehenden am Ende des Lebens tun können.

Aufmerksam auf solche Veranstaltungen macht die Hospizhilfe auf ihrer Homepage und in der Lokalpresse. Mit einem Umfangreichen Veranstaltungsprogramm öffnet sich der Verein für Interessierte. Regelmäßig werden Trauercafés, Gesprächskreise, aber auch Veranstaltungen rund um das Thema „Krankheit und Abschied“ auf vielfältige Weisen angeboten: Mit Filmen, Vortragsabenden, Theater und Konzerten, mit Lesungen und Gespräch, machen die aktiven Bürgerinnen und Bürger auf ihr Engagement aufmerksam.

Nach ihren Perspektiven für die Zukunft gefragt, antworten die Hospizhelferinnen und Helfer, dass sie sich Nachahmer in anderen Gemeinden wünschen, damit auch in anderen Kommunen gemeindenahe Hospizplätze geschaffen werden können. Des Weiteren sind Menschen mit Handicap aus dem gesellschaftlichen Randgruppen noch nicht in allen erforderlichen Maße in der ehrenamtlichen Hospizarbeit berücksichtigt. Hier möchte die Hospizhilfe langfristig Akzente setzen können. Sie will alles tun, das der Mensch nicht nur friedvoll stirbt, sondern auch bis zum Tode in Würde leben kann.

Für den Friedberger Bürgermeister Dirk Antkowiak leisten die 40 Hospizhelferinnen und Helfer eine der schwersten ehrenamtlichen Aufgaben, „die viel Kraft und Empathie“ erfordert. Er zeigt sich dankbar, „dass unsere Stadt Menschen hervorbringt, die dieser Aufgabe gewachsen sind“.

Infobox

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat sich an den Städte- und Gemeindebund gewandt und auf das neue Magazin „Letzte Wege“ hingewiesen. Das Magazin wird vom Bundesministerium herausgegeben und bietet Geschichten zum Sterben und Begleiten, Gesichtern von engagierten Menschen und Gedanken über das, was am Ende des Lebens wichtig ist. Es wird über menschenwürdiges Sterben und über die beeindruckende Arbeit gesprochen, die von den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Hospizarbeit und Palliativversorgung geleistet wird. Die Zugangswege zu den Angeboten werden aufgezeigt und es wird von Menschen erzählt, die diese genutzt haben. Die Veröffentlichung soll auch dazu anregen, sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen und darüber zu reden. Das Magazin kann unter www.bmfsfj.de/begleitung-am-lebensende heruntergeladen werden.