Nachrichten des HSGB

Es sind noch keine hundert Jahre vergangen

Das Land Hessen, die hessischen Kommunen und der Landeswohlfahrtsverband Hessen gedenken in der Paulskirche den Opfern des Nationalsozialismus

Nahaufnahme eines Zauns mit Stacheldraht
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Am Sonntag fand die zentrale Gedenkveranstaltung in Hessen für die Opfer des National­sozialismus statt. Im Jahr 1996 wurde der 27. Januar vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog als gesetzlich verankerter Gedenktag eingeführt. Die zentrale Veranstaltung in Hessen fand dieses Jahr in der Frankfurter Paulskirche statt.

Der Hessische Landtag und die Landesregierung richten die Veranstaltung gemeinsam mit dem Landeswohlfahrtsverband und den kommunalen Spitzenverbänden aus. Die Ausrich­tung oblag dieses Jahr dem Hessischen Städtetag, welcher das Gedenken in Kooperation mit der Stadt Frankfurt am Main in der Paulskirche organisierte. 600 Menschen folgten der Einladung und gedachten in würdigem Rahmen den Opfern des Nationalsozialismus.

Für die Stadt Frankfurt am Main begrüßte Oberbürgermeister Peter Feldmann die Gäste: "Die Gräueltaten der Nationalsozialisten liegen noch keine hundert Jahre zurück. Das, was wir heute Erinnerungspolitik nennen, hat gerade erst begonnen. Unser künftiges Gedenken wird vor die Frage gestellt, wie man sich aktiv erinnert, wenn man keine Augenzeugen mehr befragen kann. Schon jetzt gibt es Initiativen, die Erinnerung der Zeitzeugen aufzubewah­ren. Schon jetzt spüren wir aber auch, wie der Respekt vor der Geschichte schwindet. Eine neue Generation von Populisten und Rechtsradikalen lässt die letzten Hemmungen schwinden, auch und gerade in geschichtspolitischer Hinsicht. Sie kündigen das wenige auf, was hier erreicht wurde. Wir erleben offene Provokationen in Gedenkstätten. Wir erleben, wie die Shoah relativiert wird. Wir erleben aber auch ermutigende Signale. Signale aus der jungen Generation, die mit einer großen Aufmerksamkeit und großen Sensibilität sich der Geschichte annimmt und die Anklage, die notwendige Anklage weiterführt. Die Aufarbeitung der Vergangenheit, sie hat tatsächlich gerade erst erneut begonnen: In dem wir 'Nein' sagen zu Antisemitismus, Hass und dem widersinnigen Gedanken an einen 'Schlussstrich'. In dem wir beherzigen und dafür eintreten, dass jene beiden Worte, in denen sich die Lehre aus dem Vergangenen bündelt, Richtschnur unseres Handelns bleibt: Nie wieder!"